hortus-netzwerk.de

Ich finde manche alten (gefüllten) Rosensorten schon wirklich sehr "schön".
Aber wenn ich mir klar mache, dass es eigentlich völlig "gestörte" Pflanzen sind, deren Staubgefäße zu blütenblattartigen Gebilden gezüchtet sind, tun mir die Pflanzen fast leid. Wie auch die ganzen panaschierten und roten. Ich meine... also, Fortpflanzung ist doch das wichtigste für sie, und wir machen sie zu Krüppeln.
Ist wirklich spannend, wie sich der eigene Blick mit den Gedanken ändert. Früher hatte ich ein gefülltes Mädchenauge, das ich sehr schön fand, säte jedes Jahr gefüllte Zinnien, weil die so wunderhübsch altmodisch aussehen. Inzwischen finde ich ungefüllte einfach ästhetischer.

Aber ich habe die ja jetzt sowieso nicht mehr. Statt ungefüllter Coreopsis das zartere, wunderhübsche Ochsenauge.

Primulaveris hat geschrieben: ↑So 16. Jul 2023, 20:39
Aber wenn ich mir klar mache, dass es eigentlich völlig "gestörte" Pflanzen sind, deren Staubgefäße zu blütenblattartigen Gebilden gezüchtet sind, tun mir die Pflanzen fast leid. Wie auch die ganzen panaschierten und roten. Ich meine... also, Fortpflanzung ist doch das wichtigste für sie, und wir machen sie zu Krüppeln.

Variegation (lat. variegare ‚abwechslungsreicher machen‘) oder Panaschierung (franz. panacher ‚mischen‘)
Die bei vielen Arten auftretenden, regelmäßigen Muster sind genetisch fixiert. Sie entstehen durch intervallartiges Aus- und Einschalten eines an der Chlorophyllbildung beteiligten Gens während der Wachstumsphase, siehe auch Rotklee, der trägt einen weißen Streifen im Blatt.
Natürlich werden durch Selektion auch gestreifte speziell züchterisch hervor gezogen, aber das gibt es gewiss schon seit der Antike. Sonst gäbe es ja auch keine gefüllten Rosen. Da wurden spontan Mutationen eben vermehrt, weil ungewöhnlich.

Es gibt ja auf einfache Rosen, leicht gefüllte und voll gefüllte, aber solange man ihnen die Nektardrüsen und die Pollenfäden lässt, ernährt sie ihre Besucher.
Diese Krüppel, die davon nichts mehr haben, würde ich auch nicht halten wollen.

Aber der Mensch will immer das ungewöhnliche, gestreifte Tomaten, gestreifte Paprika, blauen Blumenkohl, blaue Kartoffel, rotlaubiges baumartiges.

Darauf wollte ich aber nicht hinaus.

Primulaveris hat geschrieben: ↑So 16. Jul 2023, 20:39 Früher hatte ich ein gefülltes Mädchenauge, das ich sehr schön fand, säte jedes Jahr gefüllte Zinnien, weil die so wunderhübsch altmodisch aussehen. Inzwischen finde ich ungefüllte einfach ästhetischer.

Das geht mir tatsächlich (leider) mit einer ganzen Reihe von Pflanzen so, die ich als Kind toll fand. Damals gabs Schneebälle, Bauernhortensien, gefüllte Ranunkelsträucher... Fand ich alle schön, leider alle doof

Teilweise habe ich mich auf insektenfreundlichere Alternativen verlegt, z.B. Teller- und Rispenhortensien. Sind zwar nicht heimisch, aber Hortensien lösen bei mir ein Gefühl von Heimeligkeit aus, das ich nicht missen möchte
Aber als unser Garten neu war, vor der Hortus-Zeit, habe ich z.B. auch ungefüllte Ranunkelsträucher gepflanzt, und obwohl die von Insekten besucht werden, kann ich da inzwischen nur noch denken: wo ihr steht, könnte auch Blaue Heckenkirsche stehen... Sie werden also perspektivisch irgendwann wieder weichen müssen.

Es ist alles ein Prozeß, und bei manchen Pflanzen braucht man länger, als bei anderen, um sich innerlich zu verabschieden. Ich bemerke aber auch, daß die Beschäftigung mit solchen Fragen zu einem neuen Blick führt. Von "O wie schön" über "Schade, daß sie nicht insektenfreundlich sind" zu "Das ist ein Verbrechen an der Blüte!"

[quote=Erebus

Darauf wollte ich aber nicht hinaus.
[/quote]

Ich wusste nicht, dass du auf etwas hinaus wolltest . Ich dachte, mehr so plaudern.

Naja, plaudern sowieso.

Aber ich dachte daran, das es gefülltes gibt, was Nahrung bietet - muss ja nicht immer schlecht sein.

Oft wird ja suggeriert, das im Beispiel gefüllte Rosen, man nicht pflanzen soll, aber so lange sie Pollen bietet - wieso denn dann nicht?

Der nicht heimische Gartenhibiskus wird sowohl ungefüllt, als auch gefüllt von Hummeln und Bienen aufgesucht.

Erebus hat geschrieben: ↑Di 18. Jul 2023, 08:11 Naja, plaudern sowieso.

Aber ich dachte daran, das es gefülltes gibt, was Nahrung bietet - muss ja nicht immer schlecht sein.

Oft wird ja suggeriert, das im Beispiel gefüllte Rosen, man nicht pflanzen soll, aber so lange sie Pollen bietet - wieso denn dann nicht?

Der nicht heimische Gartenhibiskus wird sowohl ungefüllt, als auch gefüllt von Hummeln und Bienen aufgesucht.

Wenn dir gefüllte Rosen gefallen und du dich daran erfreust, dann ist es doch gut und richtig! Ein schöner Garten ist nicht nur für die Tierwelt wichtig, sondern auch fürs Seelen wohl des Menschen! Wir leben Tag täglich im sympathikotonen Alltagsstress, der unsere Gesundheit ruiniert und deshalb finde ich, dass der Garten ein wichtiges Refugium der Entspannung und Freude sein sollte. Erfreue dich an den Dingen, die du liebst und mach dir keinen Kopf darum, was andere tun oder sagen! Unsere Gesellschaft entwickelt sich immer mehr in eine tiefe Angst. Alles, was nicht so recht in die gute vorgefertigte Schublade passt, ist schlecht und die Menschen, die sich davon nicht beeindrucken lassen, sind dann schlechte Menschen. Dabei ist das doch alles totaler quatsch! Alle reden von Toleranz, aber die, die am lautesten davon reden sind, oft die intolerantesten. Dein Garten muss in erster Linie dir gefallen und dir ein gutes Gefühl geben. Deine Aufgabe ist es nicht, die Welt zu retten oder blind gehorsam zu folgen nur, weil xyz gesagt hat, das ist gut und das ist schlecht.
Meine Definition von, einem schönen Naturgarten, deckt sich bestimmt nicht mit allen hier und gerade diese Individualität der einzelnen Gärten und ihrer eigenen Philosophie dahinter macht doch erst die Schönheit und Reichhaltigkeit der einzelnen Gärten aus.
Erfreut euch an euren Gärten und macht euch nicht so viele Gedanken!