Hortus Erinaceus europaeus

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  • Beitrag veröffentlicht:8. Juli 2021
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Mein Mann und ich wohnen in Korschenbroich in einer kleinen Doppelhaushälfte zur Miete. Unser Garten ist recht verwinkelt, Vorgarten zur Stichstraße, nach hinten begrenzt von den Holzzäunen zweier Nachbargärten. Die gesamte Gegend ist verkehrsberuhigt, z.T. Spielstraße und zum Glück mit viel Grün in Gärten, Obstwiesen und (leider) Monokultur-Feldern. Das Gartengrundstück ist schätzungsweise  150-160qm, aber wie gesagt sehr verwinkelt. Die Sonne bescheint eigentlich alle Bereich, allerdings keinen Flecken durchgehend von morgens bis abends. Das ist auch der Grund, warum ich mich bisher schwer damit getan habe, sonnenliebende Blumen und Wiesen anzulegen.

Auf das Hortus-Netzwerk wurde ich durch die Igelpflege aufmerksam, in der ich mich seit dem Sommer 2019 engagiere. Für mich stand sofort fest, dass ich unseren Garten umgestalten muss, um den Igeln und natürlich auch anderen Tieren einen Lebensraum zu schaffen. So kam der Garten auch zu seinem Namen: Hortus Erinaceus europaeus – Garten der Igel.

Anfang 2020 entwickelte sich dann ein konkreter Plan und ich startete mit der Umgestaltung des kleinen Terrassenbeetes in ein Magerbeet mit Rainfarn, Wegwarte, Gelben Lein, Katzenminze, Habichtskräuter, Wollziest, Sandnelke, Bergflockenblume, Sandglöckchen, Mutterkraut und Glockenblumen.

Da wir auf Unterstützung durch eine Gartenfirma angewiesen waren, ging es dann erst so richtig im Herbst 2020 weiter: folgende Gartenpflanzen und Gehölze wurden entfernt:  3 Kirschlorbeer, 7 Hortensien, 1 Forsythie, 2 Rhododendren, 2 Azaleen.

Wo vorher noch ein riesiger Kirschlorbeer stand, ist für die Hotspotzone eine Trockenmauer mit vielen heimischen Wildstauden gebaut worden: u.a. mit Bergsteinkraut, Kartäusernelke, Bergminze, Königskerzen, Rosmarin, Thymian, Glockenblumen, Skabiosen, Seifenkraut, Ochsenauge, Wollziest ….

Um die Holzwand zum Nachbarn zu begrünen, wurde eine kleine Felsenbirne gepflanzt und zusätzlich eine Mini-Benjeshecke errichtet, in die auch sofort Leben einzog. Ebenso soll das Waldgeißblatt auf Dauer die Holzwand beranken.

Zur anderen Nachbarseite sind unter einem Kirschlorbeer (den dürfen wir nicht entfernen) Igelunterkünfte, Käferkeller, Kompost, ein kleiner Totholzstapel und im Winter Laubhaufen entstanden.

Das schon vorhandene Beet an der Garagenseite wurde deutlich erweitert. Dafür wurde ein Teil des Rasens entfernt. Statt Rhododendron und Hortensien, stehen dort jetzt eine Zwerg-Zwetschge, eine Aronia und ca. 65 Wildstauden.

Die Pufferzone im Vorgarten wird zur Straße hin, durch Obststräucher gebildet: Brombeere, Stachelbeere, Himbeere und Johannisbeere. Dazwischen stehen Akeleien, Moschusmalve, Veilchen und Walderdbeeren als Bodendecker. Auch hier wurde der Rasenanteil verringert und mit Wildblumen bepflanzt, bzw. ausgesät: Krokusse, Blausternchen und Schlüsselblume wachsen im zeitigen Frühjahr unter den Zeigen der Hängenden Kätzchenweide und werden von Wiesenglockenblume, Jungfer im Grünen, Heimische Goldrute, Herzzittergras, Kleinköpfiger Pippau, Wegerichblättrigen Natternkopf …. abgelöst. An der Nachbarsgrenze wachsen eine Zierquitte und eine gewöhnliche Berberitze, die in diesem Jahr schon ordentlich zugelegt hat. Im Frühjahr wird dieses Beet dominiert von Hasenglöckchen und Traubenhyazinthen, gefolgt von Riesen-Zierlauch. Jetzt plane ich hier eine Spätsommer-Herbstbepflanzung.

Im Eingangsbereich ist noch ein Topfgarten mit Wildstauden entstanden. Die Töpfe werden von größeren Natursteinen eingerahmt.

Ebenfalls im Vorgarten hat sich der Platz für die Pyramide gefunden, die so gestaltet wurde, dass sie im Zentrum einen sicheren Unterschlupf für Tiere bietet.

Daneben befindet sich eine liegende Zedernwurzel, umrahmt von Steinen und mit Sedum bewachsen. Zwischen diesen beiden Naturmodulen ist ein kleiner Streifen Wildblumen eingesät.

Wasserstellen haben wir in Form von Schalen für Insekten, Igel und Co und etwas erhöht für Vögel. In Planung ist eine große Regentonne mit Zulauf vom Garagendach. Hier hat mir der Vermieter seine Unterstützung zugesagt.

Gerne würde ich noch einen Miniteich anlegen, dieser Plan ist aber noch nicht ausgereift.

Unsere Ertragszone befindet sich noch in den Kinderschuhen: die Beerensträucher im Vorgarten, Schnittlauch zwischen den Stauden, Kräuter auf der Trockenmauer und auf dem Balkon Zucchini, Tomaten und Salat.

Wir Menschen zerstören so viele Lebensräume der Tiere, da möchte ich ihnen mit unserem kleinen Garten wieder etwas zurückgeben.

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