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Selbstversorgung im Hortus

Seite 1 von 4Nächste

Mich würde interessieren, ob ihr in eurem Hortus ein gewisses Maß an Selbstversorgung realisieren könnt - oder ob das gar nicht das erklärte Ziel ist.

@Adrian hatte ja kürzlich die Frage aufgeworfen, ob ein Hortus im Schrebergarten möglich ist (siehe dort), und ich hatte geantwortet, dass ich die Regularien weniger als Problem sehe …

Allerdings vielleicht die Größenverhältnisse. Ein Garten hat ja nun mal eine bestimmte Größe. Um darin verschiedene Zonen unterzubringen, muss man gut planen und eventuell Prioritäten setzen.

(Meine Kinder werden mir nie verzeihen, dass es keine Wasserrutsche, kein Trampolin und keine Hüpfburg gibt … 🙈

😉)

Die Pufferzone und der Hotspot sowie die verschiedenen Lebensräume sind ja für das Funktionieren der Ertragszone wichtig. Also bleibt nur, den angemessenen Anteil der Ertragszone gut zu nutzen. Dafür nutze ich Anregungen der Permakultur. Ich stehe damit noch ganz am Anfang und werde sehen, wie weit ich komme.

Also noch mal die Frage vom Anfang: Könnt ihr in euren Gärten einen gewissen Grad an Teilselbstversorgung erreichen? oder ist das ohnehin nicht euer Ziel?

Wir beabsichtigen langfristig eine Teilselbstversorgung (im Ernährungsbereich) – mit einzelnen Gemüsen klappt das auch schon recht gut: Tomaten, Bohnen und Gurken müssen wir zur Erntezeit nicht mehr kaufen und die Bohnen sind meistens so üppig, daß wir noch bis in den Winter hinein im Tiefkühl welche haben. Jetzt bald kommen Eier dazu, Äpfel sind im Ausbau begriffen, Kartoffeln gehen auch gut. Aber wie @andreamast auch im Ertragszonenthread geschrieben hat: Für echte Selbstversorgung bräuchte es viel mehr von allem: Land, Vieh, und: Zeit – das ist dann ja quasi ein Ganztagesberuf und kein Hobby mehr.

Der sympathische Rheinländer vom YT-"Selbstversorgerkanal" hat über die Frage mal ein Video gemacht und ist da auch zum Schluß gekommen, daß wirklich vollständige Selbstversorgung im Prinzip nicht zu erreichen ist – und dem Typen kann man mangelnde Umtriebigkeit nun wirklich nicht vorwerfen. Allerdings ist er dabei von der Erwartung ausgegangen, im Prinzip den gleichen Ernährungsstil beizubehalten, wie man ihn heute in Mitteleuropa so hat. Ich könnte mir aber vorstellen, daß man, wenn man bereit ist, die Ernährung umzustellen, mit der Selbstversorgung deutlich weiter käme. Also grob Richtung "Steinzeit-Diät": kein Weizen&Co. – kein Brot, kein Reis, keine Linsen etc., also im Prinzip ja alles, was flächigen Ackerbau und komplizierte Ernte/Saatgewinnung voraussetzt (aber sowas wie Kartoffeln natürlich schon, geht ja nicht um die Diät, sondern die Idee). Also das könnte ich mir als machbar vorstellen. Planen tun wir das allerdings nicht, wir möchten nur eine ergänzende Versorgung auf- und ausbauen. (Wobei man derzeit ja nicht sagen kann, was die Zukunft bringt...)

Ganz interessant finde ich auch Andreas Beobachtung, daß heute jeder Garten mit Salatkopf und Rosmarinpott (medial) als "Selbstversorgergarten" bezeichnet wird. Das zeigt ja eigentlich, wie krass der private Gemüseanbau eingebrochen sein muß, wenn bei jedem bißchen Gemüse im Garten so ein Aufhebens gemacht wird. Mir fallen spontan auch ein paar O-Töne aus Gartendokus ein, die ins gleiche Horn blasen. Andererseits ist der*die durchschnittliche Klischee-Fernsehredakteur*in ja auch eher aus dem städtisch-großstädtischen Milieu, da ist man ja schon lange völlig von der Natur entfremdet ;-) (Nichts gegen Anwesende! )

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SimbienchenMomo
»Wer der Gartenleidenschaft verfiel, ist noch nie geheilt worden. Er fühlt sich immer tiefer in sie verstrickt.« – Karl Foerster

Wie Du schon erwähnt hast, eine vollständige und ausgeglichene Selbstversorgung mit Lebensmitteln ist - mehr - als ein Full-Time-Job. Was die "Steinzeit-Diät" angeht nur soviel: Die mittlere Lebenserwartung lag damals um die 25 Jahre, was mit Sicherheit auch etwas mit der Ernährung zu tun hatte.

Mal praktisch gedacht... Ein Erwachsener braucht zum Leben so um die 2000 Kalorien. Hortus-Menschen sogar noch etwas mehr aufgrund der körperlichen Arbeit! :-) Die bekommt man mit Gemüse, Salaten, Knollen, Obst usw. eigentlich nur dann zusammen, wenn man Öl, Sahne, Mehl, Wein, Saucen, Speck oder ähnliches mitverwendet. Von Fleisch wollen wir jetzt nicht reden. Apropos Mehl. Ohne Getreide sind diese 2000 Kalorien sowieso nur ganz schwer zu erreichen. Und der Anbau von Getreide und seine Weiterverarbeitung ist noch einmal eine ganz andere Baustelle. Eine zeitaufwändige. Dann kämen noch Dinge wie Salz, Zucker/Honig und ja, geistige Getränke vielleicht auch noch...

Man sollte die hunderprozentige Selbstversorgung nicht zum Dogma erheben. Übrigens genauso wenig wie eine energetische Autonomie. Klar, man kann die 700-1000 kW/h, die man pro Person im Jahr zuhause verbraucht, zur Not noch über Solaranlagen, Kleinwindanlagen oder Wasserräder zusammen bekommen. Aber die machen nur rund 10% dessen aus, was jeder von uns insgesamt an Strom verbraucht (Verkehr, Gesundheitswesen, Schulsystem, Polizei, Verwaltung, öffentliche Beleuchtung, Sportanlagen und, und, und...).

Was uns nicht daran hindern soll, einerseits reichlich zu ernten und andererseits Energie zu sparen.

In diesem Sinne!

Dieter

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SimbienchenGsaelzbaerAmarilleOostfreesen Jung

Ich hatte im letzten Jahr genug Salat, dass ich im Frühjahr jeden Tag für mich und zwei Kolleginnen Salat mit zur Arbeit nehmen konnte, sodass wir diesen nicht in der Kantine kaufen mussten. Und mit Kartoffeln bin ich am Jahresende auch ein paar Wochen hingekommen. Das hat zwar noch lange nichts mit „Autarkie“ zu tun, aber das ist auch nicht mein erklärtes Ziel. Es war ein kleiner Schritt weg von der völligen Abhängigkeit.

Ein Beitrag zur eigenen Versorgung und zum selbstbestimmten Leben in dem Rahmen, wie es in meinem Garten und mit meinen Kräften möglich ist, darauf kommt es mir an.

Malefiz, Simbienchen und Dieter Basse haben auf diesen Beitrag reagiert.
MalefizSimbienchenDieter Basse

@dig-it: Es ging mir auch eher nicht um die reale Ernährung in der Steinzeit, ich wollte lediglich ausdrücken, daß man, statt mühevoll alles mögliche anzubauen um die moderne Lebensmittelpalette nachzubilden, auch sein Ernährungsprofil an das annähern könnte, was man mit vertretbarem Aufwand selbst produzieren kann. Und man braucht nun mal kein Weizen & Co. für eine gesunde Ernährung, Reis, Mais, Linsen, Milchprodukte – alles verzichtbar und gleichzeig nur mir großem Aufwand herzustellen. Auf die (neuzeitliche) Steinzeit-Diät kam ich nur, weil es da zufällig größere Schnittmengen gibt. Da würde man dann aber auch, wie erwähnt, auf Kartoffeln oder auch Hülsenfrüchte verzichten, was für die Selbstversorgung wiederum sehr nachteilig wäre.

Simbienchen hat auf diesen Beitrag reagiert.
Simbienchen
»Wer der Gartenleidenschaft verfiel, ist noch nie geheilt worden. Er fühlt sich immer tiefer in sie verstrickt.« – Karl Foerster

Ob der Aufwand, seine Paläo-Diät selbst zu produzieren, geringer ist, als Hülsenfrüchte, Getreide oder Linsen anzubauen, mag jetzt mal dahingestellt sein. Aber dass der in der modernen Steinzeit-Ernährung proklamierte/erforderliche reichliche Fleischkonsum mit dem Kampf gegen den Klimawandel vereinbar ist, wage ich zu bestreiten.

Auch das habe ich nie behauptet...

»Wer der Gartenleidenschaft verfiel, ist noch nie geheilt worden. Er fühlt sich immer tiefer in sie verstrickt.« – Karl Foerster

Ihr Lieben, eigentlich ging meine Frage in eine ganz andere Richtung. Ich stand nämlich vor der Frage, ob man in einem erklärten Hortus vielleicht weniger Wert auf die Ertragszone legt - zugunsten der Biotope. Weil ja der Platz nun mal begrenzt ist.

Da hat mich interessiert, wo eure Prioritäten liegen, wie ihr das löst und wie weit ihr trotz allem mit eurer Ertragszone kommt.

Im Übrigen finde ich, dass sich die Ernährunsgewohnheiten automatisch ändern (ein bisschen zumindest), wenn die Erntezeit ran ist. Man will ja all die Zucchini nicht schlecht werden lassen. 😉

Vielleicht muss man die Vorstellung von dem, was zuerst war - das Huhn oder das Ei - mal umdrehen: Wir ändern unsere Ernährung (teilweise) - nicht, DAMIT wir uns mehr aus dem Garten ernähren können, sondern WEIL jetzt ein anderes Angebot vorhanden ist (das wäre vielleicht ein eigenes Thema wert).

Also, ich erreiche durch meine Ertragszone durchaus schon auch eine Teilversorgung. Das ist mir für unsere Ernährung auch sehr wichtig. Ich möchte unbehandeltes und ungespritztes Obst und Gemüse auf dem Tisch haben. Das war auch immer ein wichtiger Teil der Absicht des Gärtnerns für mich.

Für mich ist die Ertragszone auch ein "Biotop" ...und ist für mich gleichwertig zu all den anderen Biotopen. Sie zugunsten anderer Biotope zu vernachlässigen, käme mir nicht in den Sinn. Eher würde ich bei Platzmangel nach Lösungen suchen, sie sinnvoll miteinander zu kombinieren.

Die Ertragszone ist der Bereich, wo "das Bodenwesen" gefüttert wird.

Dort wird ja intensiv Humusaufbau betrieben, was immens wichtig für unsere Bodenlebewesen ist. Das darf in gar keinem Garten fehlen. Hier wird der größte Nährstoff-Kreislauf gefördert.

Auch mit all ihre blühenden Pflanzen, bietet die Ertragszone allerhand an zusätzlicher Vielfalt an Nahrung für unsere Insekten.

Es gibt aber durchaus Hortusianer, die wegen des Platz- und Zeitmangels auf die Bewirtschaftung einer größeren Ertragszone verzichten.

Ziel des 3-Zonen- Gartens ist aber auf jeden Fall eine Teil- oder Zusatzversorgung zu gewährleisten.... absolut sogar ! Auf diesen drei Zonen basiert das Hortus-Konzept von Markus Gastl...

Es ist, wie du oben in deinem Eingangspost sagtest, eine Sache der Planung, wie man die drei Zonen auf die jeweilige Gartenfläche aufteilt.

Stefanie, Dorfgärtner und 2 andere Benutzer haben auf diesen Beitrag reagiert.
StefanieDorfgärtnerOostfreesen JungMomo
" Zweifle nie daran, dass eine kleine Gruppe engagierter Menschen die Welt verändern kann -tatsächlich ist dies die einzige Art und Weise, in der die Welt jemals verändert wurde! "

Meine Ertragszone ist ein Teil meines Gartens am Haus, da wachsen meine Radieschen, der Schnittlauch, Petersilie, quasi das was ich mal eben schnell zum kochen brauche und dafür nicht weg fahren muss. Meine Ertragszone im Feldgarten war mal nur Ertrag, inzwischen haben sich Beet-Flächen für Beeren, Sträucher, Wildobst, Holzhaufen und Wildrosenhecke verkleinert. Dieser Bereich ist auch Ertrag und Gewinn, jedoch keiner der in den Kochtopf wandert, wobei die wilden Pflaumen ein wunderbares Gelee abgeben. Es geht ja grundsätzlich um die Vielfalt, für Alle Lebewesen. Es ist, in der heutigen Zeit, so gut wie nicht mehr möglich sich ausschließlich selbst zu versorgen und wenn dann ist das ein Fulltime-Job, wo der der ihn ausführt keine große Ansprüche haben darf. Früher wohnte man im Haus mit mind. 3 Generationen, der Hof war abbezahlt, ein Auto hatte man selten und wenn dann keinen SUV und auch keinen Bus wo die ganze Wohngemeinschaft rein passte. Urlaub? was ist das? Handy bzw. Handyverträge? brauchte man nicht, man wusste was das telefonieren kostet, mit der gleichen Vorwahl 20 Pfennig pro Anruf, Auswärtsgespräche waren teuer und wurden vermieden, da schrieb man sich halt Briefe. Computer, Anschlüsse dazu waren keine Kosten, die Anschaffung solcher ersparte sich da es die noch nicht gab. Strom, Wasser waren erschwinglich, viele hatten eigene Brunnen und gegossen wurde mit der Kanne und nicht mit der Tröpfchenbewässerung. Ich weiß noch, die größte Sorge meiner Mutter war wenn die Schule ins Schullandheim fuhr, da fuhr man aber mit dem Bus ins Landschulheim und die Eltern konnten monatlich die Kosten dafür in die Schulkasse geben. Trotz allem gab es in meiner Klasse 4 Schüler die nicht mit konnten, weil es sich die Eltern nicht leisten konnten. Hier im Ort gab es einige "Selbstversorger", die gingen nicht arbeiten, sondern lebten von dem was sie hatten. Dazu gehörten aber auch mind. 2 ha Weinberge, wofür sie noch ein gutes Traubengeld erhielten und davon auch gut leben konnten. Inzwischen sind Weinberge Hobby wo man froh sein muss wenn pro Arbeitsstunde noch etwas übrig bleibt und man nicht drauf legen muss. Also ich freu mich über alles was ich aus meiner Ertragszone ernten kann, weil ich weiß wie es gewachsen ist und weil ich Gemüse einer alten Sorte habe die ich sonst nirgendwo kaufen kann. Die Vögel und Insekten können ernten, die Regenwürmer haben genug Arbeit und der Garten ist für mich ein Kraftort mit einer ganz bestimmten gut tuenden Aura. Also lieber Vielfalt statt 1 Kohlkopf mehr (wobei blühender Kohl die Insekten auch sehr freut).

Simbienchen, tree12 und 3 andere Benutzer haben auf diesen Beitrag reagiert.
Simbienchentree12DorfgärtnerOostfreesen JungMomo
Wer die Saat hat, hat das Sagen
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