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Samenbau im Gemüse- und Kräutergarten

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Gerade sind so viele Samen reif und die 2jährigen Gemüse sind kurz vorm Umzug ins Winterquartier .. Hätte Lust mal zusammenzusammeln, wie Gemüse per Saatgut selbst vermehrt werden können & warum das sinnvoll und wichtig ist. Vielleicht ergänzen wir nach und nach gemeinsam und sind bald Nachbau-Profis.

Ich starte mal mit einer ganz simplen Kultur: Rauke/  (einem  Kreuzblütler, wie Kohl, Radieschen, Kresse und anderen)

botanisch: Salatrauke =  Eruca sativa

Es gibt noch die Wilde Rauke= Diplotaxis tenuifolia (sehr intensiv leckerer Geschmack und mehrjährig, legt gegenüber der Salat-Rauke Schärfe/Würze-technisch nochmal eins drauf)

und z.B. die  Wasabi-Rauke = Diplotaxis erucoides oder die Knoblauchsrauke = Alliaria petiolata

Warum erwähne ich die?

Verkreuzungsgefahr besteht im Samenbau immer, wenn Pflanzen Fremdbestäuber (Befruchtung durch Wind oder Insekten) sind, wenn sie zur selben Zeit blühen und wenn sie zu einer Art einer Gattung gehören. Die Gattung ist immer der erste Teil des botanischen Namens/ die Art der 2. Teil. Die Beispielen hier heißen alle irgendwie Rauke, sind aber nicht eng verwandt. Es besteht also keine Gefahr der Einkreuzung dieser Arten. Nur unter den Eruca sativa - Sorten ( gibt aber eigentlich nur eine gängige) - da müsste im gut strukturierten Garten ein Abstand von 150-200m eingehalten werden.

Salat-Rauke

-Für Samenbau: im zeitigen Frühjahr breitwürfig  auf mindestens 1m2- Fläche (um die genetische Breite zu wahren) säen. 1jährige Kultur. Ca. 40 Tage Anbauzeit.  Fremdbefruchter mit selbststeriler Blüte ( man braucht also mehrere Pflanzen). Die Blüte ist hübsch creme/ weiß gefärbt. Selektion: nach Gesundheit, Wüchsigkeit, Leckersein. Ernte: die ca. 4cm lange Schoten ernten, wenn sie braun und trocken sind. In einem Karton oder Baumwollbeutel in luftiger, dunkler, warmer Umgebung nachtrocknen lassen. Dreschen oder pulen. Vorsicht: offen im Garten getrocknet, werden die Samen gern als Vogelfutter missinterpretiert!  Dann in einen Kaffeefilter geben (dunkel) und im Schraubglas aufbewahren. Das Saatgut braucht eine Keimruhe von mindestens 2 Monaten bis es voll keimfähig ist. Dann ist es ca. 6 Jahre haltbar.

Was vermehrt Ihr so ( und wie)? Neben meinem kleinen eigenen Hortus (<200 qm) bin ich noch in einem 4300 qm Gemeinschaftsgarten aktiv, wo wir auch Saatgut zum Weitergeben (Tauschbörsen/ Tauschkiste) vermehren. Da ist uns wichtig, dass die Sorten wirklich rein bleiben und wir nicht in Inzucht gehen, weil wir zu wenige Exemplare anbauen. Bei manchen Arten/ Sorten ist das echt knifflig. Auch, wenn überwintert werden muss. Wir sind da schon recht fit, aber noch lernfähig und -willig. Ich freu mich über praktisches Input von Euch. Ich werde hier auch immer mal was Theoretisches und Praktisches ergänzen. Schönen Sonntag noch!

 

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Melissa

Gezielt vermehre ich seit über zwei Jahrzehnten Tomatensorten, die bei uns im kommerziellen Handel nicht erhältlich sind.

Dieses Jahr habe ich Samen von auf dem Beet überwinterten Zuckerhut geerntet, quasi als Versuch, mir eine Auslese zu selektieren, die ich hier im Freien überwintern kann.

Und ganz gezielt habe ich in diesem Jahr Samenbau der "Söflinger Zwiebel" betrieben, einer Sorte, die nur von einer einzigen Gärtnerei in Ulm-Söflingen angebaut wird. Mein Ziel ist, diese Sorte unabhängig von dieser Gärtnerei anzubauen und zu erhalten.

Da ich überzeugt bin, daß diese alten Sorten, die für den kommerziellen Anbau nicht interessant sind, unbedingt erhalten werden müssen, bin ich seit über zehn Jahren passives Mitglied im VEN, dem Verein zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt, kann aber aus Zeitgründen kaum aktiv werden. Ich meine aber, daß die Vielfalt der alten Nutzpflanzensorten gerade in den Ertragszonen der Hortusianer ihren Platz finden sollte.

Melissa, Stefanie und Sina haben auf diesen Beitrag reagiert.
MelissaStefanieSina

Lieber Martin,

absolut Deiner Meinung! Ich bin auf der Suche nach alten Sorten aus unserer Region (Mitteldeutschland/ Ecke Leipzig) an den VEN herangetreten, weil ich dachte, dort werde ich ganz bestimmt ein paar Sorten genannt bekommen (im Netz hab ich nichts finden können).

Ursula Reinhard, die ich aus der sehr sehenswerten Doku „Verbotenes Gemüse“ (https://m.youtube.com/watch?v=HbJbx5UfhJA ) kannte und die mit fast 70 noch ganz engagiert beim VEN aktiv ist, hat mir dann am Telefon erzählt, dass sie mich da enttäuschen muss und es - bis auf wenige Tomatensorten- keine ihr bekannten alten Sorten speziell aus dieser Ecke des Landes gibt. Fand ich Wahnsinn! Wo sind all die Traditions- und Hofgemüse hin, die es doch mal gegeben haben muss? Vielleicht ist das Hortus Netzwerk ja eine gute, große Basis, um nach ihnen zu suchen? Frau Reinhard meinte, dass es nur via Nachfragen, Presse, Gemeindebücher und - Archive möglich ist, da noch was zu finden. Du hast mit der Zwiebelsorte immerhin einen Anfang. Finde ich super.

Wir haben auch über die Erhalterringe gesprochen, mit denen der VEN mit GärtnerInnenhilfe aktuell Bohnen und Tomaten vermehrt. Da werden wir ab nächster Saison mitmachen. Ich habe etwas Angst, vor der aufwendigen Dokumentation. Gleichzeitig ist es wirklich spannend.

Zuckerhut kenne ich nicht mal im Anbau (oder in der Nutzung: hat das was mit Feuerzangenbowle zu tun?), geschweige denn in der Vermehrung. Magst du da mal ins Detail gehen? Der hätte wohl eigentlich auch ins Winterlager gemusst? Ich war diesen Sommer lange im Krankenhaus und konnte daher viele Wochen nicht in meinen Garten. An drei Wildtomaten sind  in einem Hochbeet mit wenig Substrat dennoch viele, leckere Früchte gewachsen - ohne bei der Hitze je gegossen worden zu sein. Sensationell! Das Saatgut dieser Auslese hüte ich wie einen Schatz. Die sind sozusagen hitzesommerhart. Du versuchst es mit einem winterharten Zuckerhut?

 

 

Melissa hat auf diesen Beitrag reagiert.
Melissa

ich bin ja nicht so der Ertragsgärtner, aber 2018 hatte ich Radieschen, ich hab nicht schlecht gestaunt, als diese Samenkaspeln bildete. Genauso Salat, mir war nicht mal bewusst, das er wie kleiner Löwenzahn blüht und samt. Somit - ja es besteht Aufklärungsbedarf. Freue mich mitzulesen

Ich beschäftige und versuche mich auch seit Anbeginn meiner Ertragszone mit der eigenen Samengewinnung. Bin aber noch absoluter Laie darin!

Tomaten und Kräuter sowieso, aber dieses Jahr konnte ich zum ersten Mal Samen von Rosenkohl und Grünkohl entnehmen.

Ich hatte sie einfach über den Winter stehen gelassen und im Frühjahr haben sie unglaublich geblüht! Es waren unzählige Insekten und Schmetterlinge darauf

Die Schoten sind dann in der Sonne getrocknet und aufgeknackt. Das war das Zeichen, dass die Samen reif waren. Dann habe ich die kleinen Samen einfach über einem Kübel rausgeschüttelt. Dabei sind aber wohl schon viele Samen ausgestreut oder auch ausgesprengt, als die Schoten aufknackten. Zumindest sind die Samen schon aufgegangen und ich habe jetzt überall kleine Kohlgewächse.

Auch die Feldsperlinge saßen an den Schoten...

Radieschensamen hatte ich auch letztes Jahr auf diese Weise gewinnen können. Auch hier viele Besucher ...sehr viele Schmetterlinge.

Rhabarber habe ich dieses Jahr zum ersten Mal in meinem Leben blühen gesehen! Auch da konnte ich Samen entnehmen (liegt auch unserem Tauschpaket bei).

Vorgestern habe ich die langen Stiele mit den Samenschoten der Eiszapfenradieschen abgeschnitten und zum Trocknen aufgehängt. Wenn die Schoten ganz trocken sind, kann man sie öffnen und die kugeligen Samenkörner herauspuhlen. Sie sind gut sichtbar...

Ich finde die eigene Samengewinnung nicht nur für uns wichtig als Erhaltung samenfester Gemüsepflanzen, sondern auch als Gewinn für unsere Insekten- und Vogelwelt. Ich war sehr überrascht, wie gut die Blüten besucht werden...

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Stefanie hat auf diesen Beitrag reagiert.
Stefanie
" Zweifle nie daran, dass eine kleine Gruppe engagierter Menschen die Welt verändern kann -tatsächlich ist dies die einzige Art und Weise, in der die Welt jemals verändert wurde! "
Zitat von Antje am 17. September 2019, 14:29 Uhr

Lieber Martin,

absolut Deiner Meinung! Ich bin auf der Suche nach alten Sorten aus unserer Region (Mitteldeutschland/ Ecke Leipzig) an den VEN herangetreten, weil ich dachte, dort werde ich ganz bestimmt ein paar Sorten genannt bekommen (im Netz hab ich nichts finden können).

Ursula Reinhard, die ich aus der sehr sehenswerten Doku „Verbotenes Gemüse“ (https://m.youtube.com/watch?v=HbJbx5UfhJA ) kannte und die mit fast 70 noch ganz engagiert beim VEN aktiv ist, hat mir dann am Telefon erzählt, dass sie mich da enttäuschen muss und es - bis auf wenige Tomatensorten- keine ihr bekannten alten Sorten speziell aus dieser Ecke des Landes gibt. Fand ich Wahnsinn! Wo sind all die Traditions- und Hofgemüse hin, die es doch mal gegeben haben muss? Vielleicht ist das Hortus Netzwerk ja eine gute, große Basis, um nach ihnen zu suchen? Frau Reinhard meinte, dass es nur via Nachfragen, Presse, Gemeindebücher und - Archive möglich ist, da noch was zu finden. Du hast mit der Zwiebelsorte immerhin einen Anfang. Finde ich super.

Wir haben auch über die Erhalterringe gesprochen, mit denen der VEN mit GärtnerInnenhilfe aktuell Bohnen und Tomaten vermehrt. Da werden wir ab nächster Saison mitmachen. Ich habe etwas Angst, vor der aufwendigen Dokumentation. Gleichzeitig ist es wirklich spannend.

Zuckerhut kenne ich nicht mal im Anbau (oder in der Nutzung: hat das was mit Feuerzangenbowle zu tun?), geschweige denn in der Vermehrung. Magst du da mal ins Detail gehen? Der hätte wohl eigentlich auch ins Winterlager gemusst? Ich war diesen Sommer lange im Krankenhaus und konnte daher viele Wochen nicht in meinen Garten. An drei Wildtomaten sind  in einem Hochbeet mit wenig Substrat dennoch viele, leckere Früchte gewachsen - ohne bei der Hitze je gegossen worden zu sein. Sensationell! Das Saatgut dieser Auslese hüte ich wie einen Schatz. Die sind sozusagen hitzesommerhart. Du versuchst es mit einem winterharten Zuckerhut?

 

 

Liebe Antje,

Ich befürchte, daß es mit den alten Sorten in Ostdeutschland tatsächlich schlecht aussieht. Im Westen hat die kleinstrukturierte Landwirtschaft länger überlebt, bis dann durch Höfesterben und Flurbereinigung auch alles immer größer werden musste. Im Osten wurde alles kollektiviert, Regionalsorten und Lokalsorten hatten keine Chance mehr. Und es waren bisher ja auch immer die kleinen Betriebe, die die lokalen Sorten erhalten haben, weil Großhändler und Massenproduzenten kein Interesse an den alten Sorten hatten. In der kollektivierten DDR-Landwirtschaft gab es solche Kleinbetriebe dann nicht mehr, die die alten Sorten weitergepflegt haben.

Ich kann Ursula Reinhard nur zustimmen: Da noch alte Sorten zu finden, dürfte fast unmöglich sein, bestenfalls in Privatgärten, wo vielleicht der ein oder andere Gärtner eine Sorte erhalten hat. Gemeindebücher und - Archive dürften vielleicht Infos über früher angebaute Sorten geben, aber keinesfalls keimfähiges Saatgut. Ich würde aber die Presse einschalten, vielleicht öffentlich machen, daß man nach alten Sorten sucht. Vielleicht meldet sich ja jemand.

Zuckerhut ist mit der Endivie verwandt, beide meine liebsten Wintersalate und beide hier eigentlich auch auf jedem Markt zu bekommen, Zuckerhut im Supermarkt eher nicht. Hier ein paar Infos: https://de.wikipedia.org/wiki/Fleischkraut

 

 

Antje hat auf diesen Beitrag reagiert.
Antje

Oh der VEN ist klasse! Die habe ich auch öfter bei verschiedenen Festivals (Saatgut-festival etc., mit Pflanzen-Quiz) angetroffen. Einige Mitgleider haben dort auch ihre eigenen kleinen Onlineshops z.B. Chilifee. Dort habe ich mich letztes Jahr auch mit allerlei Tomaten-, Paprika- und Chili-Saatgut eingedeckt. Aber dort gibt es auch allerlei andere Auswahl... Preise top und ab 5€ schon versandfrei.

Ok, jetzt mache ich hier total die Werbung.

 

Ich nun wieder  ...Zuckerhut ... kannte ich bisher nicht. Spannend, dass man den Salat lagern kann. Hast du da Erfahrungen, wie lange das sinnvoll ist, Michael? Wir bauen im Winter Asia- Salate, Barbarakresse und Feldsalat  an. So ein „richtiger“ wäre natürlich auch klasse.

Für Insekten und später Vögel können Blüten und Saaten der Nutzpflanzen super interessant sein. Stimmt! Da bekommt Nutzgarten nochmal ne andere Bedeutung.

indem TV-Bericht vom der Plauderecke, bezügl. Lagerung waren es Schraubgläser, kühl und dunkel im Keller. Und das alte Saatgut hält wohl nicht solange, vermutlich 2 Jahre, je nach Quellenangabe

Mit Zuckerhut lagern habe ich keine Erfahrung. Ich hab den einfach im Garten gelassen und auch schon mal mitten im Winter an frostfreien Tagen geerntet, musste dann zwar außen braune Blätter wegmachen, aber innen war er noch gut. Für diesen Winter will ich ein paar Pflanzen vor dem ersten größeren Frost mit Wurzeln ausbuddeln und in Kisten eingeschlagen halbwegs frostfrei einlagern. So hat das meine Mutter früher auch immer gemacht und wir hatten noch lange Zuckerhut und Endivie, bis sie verbraucht waren. Bis Dezember oder Januar, genau weiß ich das nicht mehr. Vielleicht kann man sie auch länger einlagern, bei uns waren sie eben irgendwann verspeist...

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