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lohnt sich Gemüseanbau?

Seite 1 von 3Nächste

Ich denke, jeder, der nicht nur 5 Tomaten im Topf und ein bißchen Petersilie anbaut stellt sich irgendwann die Frage. Lohnt sich das denn??

Bis jetzt habe ich noch nie eine wirkliche Kosten-Aufwand-Nutzen-Rechnung aufgestellt für mein Gemüse.

Aber es geht mir zunehmend auf den Keks andauernd hören zu müssen 'warum plagst du dich denn so' oder 'ist ja auch meditativ wenn es dir Spass macht der Gemüsegarten'

Nee, ich bin eigentlich überzeugt, dass sich Gemüsegarten auch finanziell lohnt.

Ich kaufe außer im Februar/März/April kein Gemüse im Laden.

Ich habe es immer da in frisch und in lecker. Oder in Eingekocht und lecker.

Es ist wesentlich haltbarer als Supermarktgemüse.

Ich muss nicht zum Supermarkt fahren (Zeit, Benzin), ich muss nicht das Geld verdienen um es zu kaufen.

Ich muss keine Biotonnen-gebühr zahlen.

Klar, Arbeitszeit.

Ich habe noch nie kalkuliert wieviele Stunden mir wieviel Gemüse einbringen.

Habt ihr Erfahrung??

 

 

Primulaveris, LineGreen und 2 andere Benutzer haben auf diesen Beitrag reagiert.
PrimulaverisLineGreenZooniMel

Das lohnt sich vielleicht ökonomisch nicht , weil unsere Lebensmittel so unfassbar billig sind , weil auch unfassbar viel Natur dabei auf der Strecke bleibt. Aber ökologisch lohnt sich solch eine dezentrale Versorgung alle Male. Bei dir spielt auch der Faktor Kühlschrank noch eine Rolle , den brauchst du auch nicht in dem Maße. Ökologische Gesamtbilanz top , ökonomische mit Sicherheit ein Flop.

tree12, Primulaveris und Zooni haben auf diesen Beitrag reagiert.
tree12PrimulaverisZooni

Hallo Anja ,

ich finde sehr wohl, dass sich Gemüseanbau lohnt! Auf verschiedene Weise, nicht nur finanziell...

Nachdem ich auf samenfeste Sorten umgestellt habe, muss ich auch kein Saatgut mehr kaufen, sondern lasse das Gemüse oder Kräuter blühen, damit ich mein eigenes Saatgut ernten kann.

Durch das Blühen lassen unterstütze ich auch noch ausgiebig unsere Insektenwelt und das macht mich total zufrieden, wenn ich das Summen und Flattern in der Ertragszone sehe. Dafür lohnt es sich sogar nochmal extra ein paar Radieschen auszusäen und blühen zu lassen...

Das fördert die Biodiversität.

Jeder der selbst Saatgut erntet, ist ein Saatguterhalter und fördert damit unsere Gemüse- Vielfalt. Natürlich gibt es dabei einiges zu beachten , damit keine Verkreuzungen stattfinden!

Meistens hat man auch mehr Vielfalt als im Gemüseregal des Lebensmittelhandels im Garten und probiert gerne auch Neues aus. Manches hat man im Überfluss und muss bei der Zubereitung nicht sparen. Meistens kann man noch vieles für den Winter einkochen oder hat auch mal etwas zum Tauschen, zum Verschenken oder als gesundes Mitbringsel.

Die Wertschätzung , die man durch den eigenen Anbau von Gemüse, wiedererlangt, ist immens ! Wenn man beobachtet, wie es wächst und dass es giftfrei und unbehandelt ist, einfach immer superfrisch und somit gesund ist, ist derart lohnenswert und unbezahlbar!

Gärtner sind viel an der frischen Luft, tanken Vitamin D und bewegen ihre Gelenke gut durch bücken, knien und wechselnden Positionen...

Das Abwehrsystem wird gestärkt durch die Gartenluft...

Jedes Gemüse, das im eigenen Garten geerntet wird, vermeidet Transport, Verpackungen, Müll, Gift und Chemie auf anderen Feldern, vermeidet Monokulturen..wenn das nicht mal besonders lohnenswert ist !!

Man lebt auch wieder mehr mit den Jahreszeiten und ernährt sich auch dementsprechend. Ich muss im Winter keine Erdbeeren aus Ägypten haben.

Die Zeit, die ich für den Gemüseanbau aufwende, sehe ich nicht als Arbeitszeit und rechne sie nicht auf. Sie lohnt sich auf jede nur erdenkliche Art und Weise...

Malefiz, tree12 und 4 andere Benutzer haben auf diesen Beitrag reagiert.
Malefiztree12MarissaStefanieDorotheeMel
" Zweifle nie daran, dass eine kleine Gruppe engagierter Menschen die Welt verändern kann -tatsächlich ist dies die einzige Art und Weise, in der die Welt jemals verändert wurde! "

Hast du schön geschrieben

Jedes Gemüse, das im eigenen Garten geerntet wird, vermeidet Transport, Verpackungen, Müll, Gift und Chemie auf anderen Feldern, vermeidet Monokulturen..wenn das nicht mal besonders lohnenswert ist !!

Und es schmeckt wesentlich besser, als das Industriegemüse!

 

 

Simbienchen hat auf diesen Beitrag reagiert.
Simbienchen

Ich finde es schade, daß die Frage, ob sich etwas lohnt, in erste Linie ökonomisch gemeint wird. Für mich bedeutet Lohnen, daß das, was ich bekomme, mehr wert ist, als den Aufwand, den ich reinstecke, und es ist häufig so, daß die Skala von Aufwand und Nutzen unterschiedlich und nicht vergleichbar ist. Also ist die Beantwortung jeweils eine sehr individuelle Geschichte, und allein die Tatsache, daß wir in welchem Ausmaß auch immer Gemüseanbau betreiben, zeigt, daß es sich für jeden von uns lohnt, denn sonst würden wir es einfach nicht machen.

Aber nehmen wir doch spaßeshalber meine persönliche Bilanz:

finanzieller Aufwand

  • vielleicht 40 Euro an Kompostkosten und Spritkosten, für Fahrten zum Kompostwerk (Einmalkosten - die Beete stehen jetzt)
  • vielleicht 10-15 Euro Aufwand für Samentauschbriefe und Jungpflanzen
  • Strom für Backofen und Herd beim Einkochen

zeitlicher Aufwand:

  • vielleicht 20 Stunden Zeit, inklusive Kompost auf Beete bringen und Beete bauen. (Einmalkosten, nächstes Jahr weniger)
  • vielleicht 15 Stunden fürs Vorziehen ( 4 h Töpfchen basteln und säen, 10 Minuten mal 50 Tage gießen und rein/rausschleppen
  • vielleicht 5 Stunden fürs auspflanzen
  • 3 Stunden Wildobst sammeln
  • Einkochzeit... oh, ok, das waren 2 Nachmittag/Abende Gemüsesugo, 3 für Kirschen und bestimmt 5 für Wildobst. Aber da hatte ich spätestens immer nach 2 h die Schnauze voll. Also 15-20 Stunden, die ich sonst vermutlich vor dem Fernseher verbracht hätte

Opportunitätskosten:

  • wieviel Gemüse habe ich nicht weggeschmissen, weil ich es just-in-time aus dem Garten geholt habe

Nutzen:

  • gemeinsam-Zeit mit einer Freundin bei Kompostwerk
  • ein genialer Nachmittag mit Freunden beim Kirschen-Pflücken ( soll ich jetzt noch reinrechnen, was ich an Freizeitpark gespart habe )
  • small-Talk mit dem Kompostwerk-Mitarbeiter gegen Ende des Lockdown
  • Treppenstufen-Abdeckungen verschwinden aus dem Keller, die kleinen Steinchen verschwinden aus dem Beet und kaschieren den Sockel vom Haus ganz nett
  • meine Baggerrampe verwandelt sich in strukturierten Gemüsegarten (naja, der obere Teil.. ist ja auch erst das erste Jahr)
  • Überraschungen ohne Ende durch die Samentauschpakete
  • die Spannung und die Freude, dem Mais beim Wachsen zuzusehen, und die Freude, daß er tatsächlich bunt ist
  • die Befriedigung, den Salat ( Blattsalate, Radieschen, Möhren, Tomaten, Rucola, ...) aus dem eigenen Garten zu holen (wieviel Euro für Salat? ist im Sommer quasi meine Hauptnahrung ), der Salat ist immer frisch, weder Kühlschrank-kalt noch vergammelt.
  • mein Gemüse ist garantiert pestizid-frei, ohne daß ich mehr Geld für Bio-Zertifizierung zahle und trotzdem nicht weiß, wer da mal wieder gemogelt hat, weil Bio ja ein gutes Geschäft mit dem Gewissen der Bürger ist
  • Gemüsevielfalt: lila Kohlrabi - habe ich im Laden eher nicht. 50 Tomatensorten zum Durchprobieren. meine persönliche Neuentdeckung der Saison: türkische Gewürzpaprika
  • ca. 30 Gläser Gemüse-Sugo, mit Zucchini, Paprika, Tomaten, Möhren aus dem eigenen Garten. nehmen wir mal je nach Größe 1-2 Euro pro Glas an...dann sind wir bei 45 Euro, die ich nicht für Gemüse ausgegeben habe.
  • ca 70 Gläser Quittenmus, Schlehengelee, und das megageniale Weißdornmus - gibt es übrigens auch nicht zu kaufen, wollen wir wieder 1-2 Euro ansetzen? 105 Euro
  • ca 20 Flaschen Kirschsaft ca 30 Euro.

Ja, es war viel Zeit. Aber es ist meine Art der Freizeitgestaltung, die mich auch persönlich befriedigt, und ich habe es ziemlich nebenbei gemacht. Ich bin deswegen nicht einen km weniger Rad gefahren, ich habe deswegen nicht auf Urlaube verzichtet, ich habe deswegen nicht auf Freunde verzichtet, es war alles Zeit, die ich sonst andersweitig vertan hätte, ohne es zu merken. Und jedesmal, wenn ich aus dem Garten kam, war ich ein bischen glücklicher als vorher, etwas zufriedener, in-mir-ruhender und friedlicher. Wie gesagt, die Skala ist für jeden anders und nicht vergleichbar.

Für mich hat sich der Gemüseanbau auf jeden Fall gelohnt.

Malefiz, Simbienchen und 2 andere Benutzer haben auf diesen Beitrag reagiert.
MalefizSimbienchentree12Stefanie
  • Einkochzeit... oh, ok, das waren 2 Nachmittag/Abende Gemüsesugo, 3 für Kirschen und bestimmt 5 für Wildobst. Aber da hatte ich spätestens immer nach 2 h die Schnauze voll. Also 15-20 Stunden, die ich sonst vermutlich vor dem Fernseher verbracht hätte

 

Also viel Gemüse, Obst hab ich nicht, aber allein, das aus Obst mehr wird als Frischvergnügen, das es schmeckt und haltbar ist - schon Freude pur. Rucola, unverwüstlich und mega lecker. auch die Äpfel, keine 0815 Supermarktsorte - die für mich mittlerweile alle gleich schmecken und ich deswegen nicht mehr kaufe.

Zucchini heuer erntemengen mäßig zwar ein Reinfall, aber neue Chance im nächsten Jahr - und aus Schaden wird man klug. Die Zeit, die man im Garten und an der frischen Luft verbringt - unbezahlbar. Mich erdet es. Führt meinem Hormonhaushalt pures Glück zu.

Das Jahr beginnt immer mit rotem Eichblattsalat, wenn dieser verputzt ist, kommt Tomate so allmählich in Fahrt und die kommt selten bis zur Küche, roh und frisch im Vorbei gehen verspeist - einfach fein. Und Felsenbirnen, welche mir trotz 5 Bäumen kaum zu ernten bleibt, weil die Hunde unten herum alles ernten, solche Erinnerungen bekommt man nicht, wenn man nicht selbst anbaut.

 

 

 

Zooni und Mel haben auf diesen Beitrag reagiert.
ZooniMel

Toll eure vielen Gedanken!

Ich sehe im Gemüsebau natürlich auch nicht nur den finanziellen Nutzen.

Der ökologische ist Nutzen ist eh sensationell.

Die Freude und Wertschätzung daran sowieso unbezahlbar.

Aber.

Ich fände es sehr wünschenswert wenn man als Hobby-Gemüsegärtner nicht immer nur belächelt würde.

Als "ökonomische mit Sicherheit ein Flop", als idealistischer Träumer, als unrealistischer Depp.

Ich würde gerne sehen, dass die Gemüsegärtner von dem Idealisten-Träumer-Status zum produktiven Realisten aufsteigen in den Köpfen der Menschen.

Dass das wirklich zeitgemäß ist.

Und ich bin einigermaßen sicher, dass sich das auch finanziell lohnt.

Wahrscheinlich dauert es sehr lange bis sich sämtliche Grundanschaffungen und Anlagen amortisieren.

Aber solche Dinge sind sehr dauerhaft und sehr nachhaltig. (zu Steuer-Deutsch: die Abschreibungszeiträume sind extrem lang und somit die jährlichen Kosten sehr gering)

Bleibt noch die Arbeitszeit.

Kann das denn wirklich sooo ein Draufleg-Geschäft sein??

Wenn der Bioladen auf dem Nachhauseweg oder direkt gegenüber ist vielleicht.

Aber auf meinem Nachhauseweg finde ich einen Netto, Penny, Aldi. Rewe ist schon ein Umweg. Bioladen fast unerreichbar.

Abgesehen von dem nervigen Planungsaufwand den ich habe wenn ich nicht jeden Tag einkaufen will brauche ich ja auch Zeit zum Einkaufen (langweilig!!) und eben die Arbeitszeit, die ich brauche um das Geld zu verdienen für das Biogemüse und (nicht das dumpingpreis-Dicounter Gemüse)

 

 

 

 

 

 

Ich habe keine Bilanzen und ich rechne auch nicht, ob sich Gemüseanbau lohnt oder nicht. Ich bin damit aufgewachsen, daß man Gemüse selber anbaut und dann auch für den Winter konserviert. Allerdings ist es für mich auch eine Zeitfrage, neben sehr stressiger Erwerbsarbeit auch noch Gemüse zu produzieren. Da bleibt oft nur wenig Zeit übrig, um die Ertragszone zu bewirtschaften. Wenn ich nach Feierabend so groggy bin, daß ich erst mal ausspannen will, bleiben eben die Gemüsebeete auf der Strecke. Im Rahmen meiner zeitlichen und motivatorischen Möglichkeiten produziere ich Gemüse für den Eigenbedarf, aber, um ehrlich zu sein: wenn der Bau einer Trockenmauer oder eines anderen Naturmoduls die Alternative zum Ausgrasen des Gemüsebeets ist, zieht das Gemüsebeet eher den Kürzeren...

Malefiz hat auf diesen Beitrag reagiert.
Malefiz

Oh , ich hoffe ich bin dir nicht zu sehr auf die Füsse getreten mit dem ökonomischen Flop Aber statt das Ganze aus betriebswirtschaftlicher Sicht zu betrachten , wie das ja leider immer fast alle machen , sollte man seine eigene dezentrale Gemüseversorgung ökologisch bewerten. Und da kommt nämlich das dickste Plus bei rum Meine Frau ist ja Landwirtin , und sie hat auf einem Biolandhof gelernt. Die hatten ein bisschen hiervon , ein bisschen davon , ein paar Möhren , einen Hofladen mit Angestellten und auch noch was Käse gemacht , Schweine , Kühe. Toll. Aber eine ökonomische Katastrophe mit einer 7x12 std. Woche. Nie den Stundenlohn mal ausgerechnet .  Jetzt fahren sie nur noch zweigleisig und beliefern einen fremden Hofladen , und es klappt. Was ich damit sagen will : solange in Deutschland gute Nahrungsmittel nicht so monetär geschätzt werden , und deshalb so unfassbar billig sind , lohnt es sich , aus finanziellen Gründen nicht sich selbst zu versorgen.

Primulaveris und Mel haben auf diesen Beitrag reagiert.
PrimulaverisMel
Zitat von Frank Schroeder am 1. Dezember 2020, 18:39 Uhr

Oh , ich hoffe ich bin dir nicht zu sehr auf die Füsse getreten mit dem ökonomischen Flop

Nein, keine Sorge, darf ja jeder seine Meinung sagen. Und ich bin nicht nachtragend!

Ist auch interessant deine Erfahrungen mit dem Biolandhof. Das hört sich aber an wie ein Fall von 'sich verzetteln'.

ich hätte auch liebend gerne Hühner. Und ich hab so eine große Wiese, da hätten 3-4 Schafe genug zum Fressen. Aber ich verkneife es mir weil das meine Kapazität an Zeit übersteigen würde. Ich lasse Schafe haben, die hier 2mal im Jahr kommen, ich hole die Eier 5 Häuser weiter und kriege da auch den Mist.

Ich finde man kann den Permakulturgedanken auch auf ein bißchen erweitern auf die nähere Umgebung. Betonung halt auf NÄHERE Umgebung. Arbeitsteilung gab es schon immer und ohne die geht es auch nicht.

Gute Organisation ist alles. Hab ich dann nicht doch noch Chancen auf einen auch ökonomischen Gemüsegarten?

 

 

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